In diesem Beitrag geht es weniger um die Automatikgetriebe-Reparatur als vielmehr um die Fehlersuche beim Drehmomentwandler. Hier spielt die sogenannte Festbremsdrehzahl eine wichtige Rolle. Oft werden wir gefragt, was es damit auf sich hat – was also ist die Festbremsdrehzahl und wie wird sie geprüft? Das und mehr erfahren Sie in diesem Artikel.
Um besser verstehen zu können, was die Festbremsdrehzahl ist, gehen wir kurz auf den Aufbau und die Funktion eines Drehmomentwandlers ein:
Innen befindet sich das Pumpenrad, das fest mit dem Gehäuse verbunden ist. Davon gegenüber ist das Turbinenrad, welches die Eingangswelle des Getriebes antreibt. Zwischen Pumpenrad und Leitrad sitzt auf einem Freilauf außerdem noch das Leitrad. Der Drehmomentwandler beziehungsweise das Pumpenrad ist fest mit der Schwungscheibe / Kurbelwelle des Motors verbunden. Das heißt: Sobald sich der Motor dreht, dreht auch der Wandler. Durch diese Drehung und die Anordnung der Schaufeln des Pumpenrads wird ein Ölstrom erzeugt.
Die mechanische Energie des Motors wird in Strömungsenergie umgewandelt, indem das Öl am Gehäuse auf das Turbinenrad umgelenkt wird. Dadurch dreht sich dieses und wandelt die Strömungsenergie wieder in eine mechanische Energie um – sprich, in Drehmoment, was die Eingangswelle des Getriebes antreibt. Das Öl wird aber nochmals umgeleitet, und zwar durch das zwischen Pumpen- und Turbinenrad sitzende Leitrad. Daraus resultiert die im Wandler stattfindende Drehmomentverstärkung: Der Drehmoment im Wandler ist höher als der vom Pumpenrad aufgenommene Motor-Drehmoment. Daher auch der Begriff „Drehmomentwandler“.
Festbremsdrehzahl variiert je nach Hersteller
Bei laufendem Motor findet durch das Öl schon eine Drehmomentübertragung statt. Sie kennen es als den sogenannten Kriechgang entsteht: Bei nicht getretener Bremse rollt ihr Auto leicht vorwärts, ohne dass Sie dazu Gas geben müssen. Wenn Sie allerdings Gas geben, dann steigt auch die Strömungsgeschwindigkeit des Öls und der Drehmoment wird immer höher – jedoch nicht beliebig hoch, denn unabhängig von der Motordrehzahl gibt es auch eine Drehzahl, über die die Turbinenwelle bauartbedingt durch die Anordnung der Schaufeln und wegen Strömungsverlusten nicht hinauskommt. Genau dies ist die besagte Festbremsdrehzahl. Diese variiert von Hersteller zu Hersteller.
Ist die Festbremsdrehzahl des Turbinenrades erreicht, schaltet das Getriebe um, damit die Motordrehzahl wieder sinkt. Zumindest ist dies so vorgesehen, da ansonsten unter anderem der Wandler überhitzen würde. Hier wird auch der Zusammenhang zwischen Festbremsdrehzahl und dem Leistungscharakter des Motors deutlich: Motoren, die Ihre maximale Leistung erst bei höheren Drehzahlen entwickeln, haben Wandler mit Turbinenrädern, die eine höhere Festbremsdrehzahl erreichen. Dabei fallen manchmal auch die Begriffe „High Stall“ (Kraft wird bei höheren Drehzahlen übertragen) und „Low Stall“ (Kraft wird bei niedrigeren Drehzahlen übertragen).
Festbremsdrehzahl prüfen – So funktioniert’s
Anhand der Festbremsdrehzahl kann überprüft werden, ob mit dem Wandler alles in Ordnung ist beziehungsweise welche Ursache bei Problemen mit dem Drehmomentwandler vorliegen könnte. Sicherheit geht vor: Bei bei der Prüfung der Festbremsdrehzahl darf sich niemand vor oder hinter dem Fahrzeug befinden. Auch sollten Motor und Getriebe zum Prüfzeitpunkt betriebswarm sein und der Motor mindestens 5.000 km Laufleistung hinter sich haben.
Zuerst wird die Handbremse fest angezogen das Bremspedal (ausnahmsweise mal) mit dem linken Fuß niedergetreten und die Fahrstufe (D) eingelegt. Das Turbinenrad wird durch das Anziehen der Bremse angehalten. Nun wird mit dem rechten Fuß Vollgas gegeben. Dabei arbeitet der Motor gegen das stehende Turbinenrad. Die Prüfzeit der Festbremsdrehzahl sollte nicht länger als fünf Sekunden betragen. Möchte man die Prüfung wiederholen, sollte man den Motor außerdem mindestens 20 Sekunden in der „N“-Stufe laufen lassen
Was die Festbremsdrehzahl aussagt
Bei normaler Leistungsentfaltung des Monitors, stillstehendem Turbinenrad und ebenso normaler Funktion des Leitrades, muss die Festbremsdrehzahl den üblichen Herstellersollwert erreichen. Liegt sie darunter, liegt es daran, dass die Wandlerüberbrückungskupplung nicht öffnet und der Freilauf in Sperrrichtung durchrutscht. Dabei erfolgt keine Verstärkung des Drehmoments und dies äußert sich im Alltag in einer schwachen Beschleunigung. Ist die Festbremsdrehzahl hingegen höher als der Herstellersollwert, befindet sich zu wenig Öl im Wandler – ein Hinweis auf eine defekte Ölpumpe oder aber auch auf ein Leck.
Entspricht die Festbremsdrehzahl dem Sollwert, doch Ihr Fahrzeug erreicht nur eine Höchstgeschwindigkeit von etwas über 100 km/h, so ist dies ein Hinweis darauf, dass der Freilauf des Leitrades festgefressen ist. Dadurch ist es dem Leitrad nicht möglich, sich nach Erreichen des Kupplungspunkts frei mitzudrehen. Der Ölstrom wird abgebremst und die Motorleistung in Wärme umgewandelt.